Victor by Wood Tom & Tom

Victor by Wood Tom & Tom

Autor:Wood, Tom & Tom [Wood, Tom & Tom]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Goldmann TB
veröffentlicht: 2015-03-11T16:00:00+00:00


Kapitel 9

»Kann ich Ihnen noch einen Orangensaft bringen?«, wandte Anika sich an Victor.

Er schüttelte den Kopf und stand auf. »Im Moment nicht.«

Sie stellte ihm noch eine Frage, aber er hörte gar nicht hin. Dass Deák die Bar verlassen konnte, ohne dass Victor es mitbekommen hatte, war ein amateurhafter Fehler gewesen, einer, den er sich schon seit vielen Jahren nicht mehr zugetraut hätte. Sein Versuch einzuschätzen, welche Bedrohung der Mann darstellte, den er jetzt eindeutig für Basayev hielt, war eine notwendige Vorsichtsmaßnahme gewesen, aber er hätte sich nicht durch Anika ablenken lassen dürfen. Dabei war die Ablenkung nicht nur auf das Körperliche beschränkt gewesen. Ihre Reaktion auf das zerbrochene Glas hatte ihn stutzig werden lassen, und er hatte Mitleid für sie empfunden, weil er ihr solche Angst eingejagt hatte.

Das ganze Durcheinander mit dem Orangensaftglas hatte höchstens neunzig Sekunden gedauert. Während dieser Zeit konnte Deák jederzeit die Bar verlassen haben. Fünf Sekunden, bis er und die Nutte aus der Sitznische herausgerutscht waren. Vier Sekunden, um aus der Bar zu gehen. Maximal einundachtzig Sekunden, um zu verschwinden.

Victor verließ die Bar innerhalb von zwei Sekunden und reduzierte Deáks Vorsprung damit auf neunundsiebzig Sekunden. Der Türke und sein Boss mit den grauen Haaren und dem Bart waren nirgends zu sehen. Wo immer Deák sein mochte, sie befanden sich auf jeden Fall direkt hinter ihm.

Der Kasinosaal verfügte abgesehen von der Bar über fünf Ausgänge – einen offenen Durchgang zum Restaurant, den Korridor, der zum Hauptausgang führte, zwei Türen für das Personal und eine zu den Toiletten. Die beiden Personalausgänge schieden aus. Blieben noch drei. Deák und die Blonde würden auch nicht die Toilette benutzen, weder zum eigentlichen Zweck noch, um sich zu zweit in eine Kabine zu zwängen. Das hätten sie viel bequemer in der Toilette der Bar haben können, und dann wären sie quer durch Victors Blickfeld gelaufen. Blieben noch zwei.

Er ging schnell, aber nicht zu schnell auf den Hauptausgang zu. Dabei tippte er eine SMS: ein Mann in Eile, der auf eine wichtige Anfrage reagieren musste und nach einem besseren Signal suchte. Das Restaurant befand sich jenseits des Kasinosaals. In gemütlichem Tempo hätte es eine Minute gedauert, um sich zwischen all den Menschen und Tischen bis dorthin zu schieben. Deák hätte also genügend Zeit gehabt, um zum Oberkellner vorzudringen. Vielleicht waren er und die Blonde jetzt schon unterwegs zu einem freien Tisch. Victor würde ungefähr vierzig Sekunden brauchen, um zum Restaurant zu gelangen und nachzusehen, ob sie da waren. Wenn nicht, dann musste Victor auf dem Rückweg noch einmal quer durch den ganzen Kasinosaal und würde noch einmal vierzig Sekunden verlieren. Das machte dann hundertneunundsechzig Sekunden Rückstand auf Deák. Fast drei Minuten. Mehr als ausreichend Zeit, um das Gebäude zu verlassen, ein Taxi herbeizuwinken und sich irgendwo in den Straßen der Stadt zu verlieren. Aber wenn Deák und die Blonde wirklich im Restaurant waren, dann waren sie auch noch in zwei Minuten da. Und länger würde Victor nicht brauchen, um nachzuprüfen, ob sie das Kasino verlassen hatten.

Deák hatte neunundsiebzig Sekunden Vorsprung gehabt, als Victor den Kasinosaal betrat.



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